Pensionskassen sind stark gefordert
(kunid) Das veränderte Zinsniveau hat nicht zu wesentlichen Änderungen bei der Veranlagung geführt, eines der größten Risiken stellt der Klimawandel dar.
Die heimische Finanzmarktaufsicht (FMA) hat ihren Bericht zur Lage der österreichischen Pensionskassen 2023 vorgelegt.
Ziel ist es, aktuelle Entwicklungen, mögliche Risikopotenziale und Implikationen der Änderungen des rechtlichen, wirtschaftlichen, technologischen und ökologischen Umfelds im österreichischen Pensionskassensektor aufzuzeigen.
Die makroökonomischen Bedingungen haben sich im Berichtszeitraum grundlegend geändert. Unsicherheitsfaktoren sind die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, der Anstieg von Ausfallsquoten, Immobilien- und geopolitische Risiken sowie das Auslaufen des EZB-Anleihen-Rückkaufprogramms.
Da die Pensionskassen einen langfristigen Veranlagungshorizont sowie einen niedrigen und planbaren Liquiditätsbedarf haben, könnten sie ein höheres Ertrags-/Risikoprofil verfolgen, betont die FMA.
Eine Million Berechtigte, 25 Milliarden Vermögen
Zur Jahresmitte 2023 waren 1.053.021 unselbstständig Erwerbstätige in das österreichische Pensionssystem einbezogen. 87 % der Begünstigten sind Anwartschaftsberechtigte gewesen; dies entspricht 23 % aller unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich.
Die acht heimischen Pensionskassen verwalteten zum 30. Juni ein Vermögen von 25,4 Milliarden Euro. 82 % davon sind beitragsorientierten oder Hybridzusagen zuzuordnen, der Rest leistungsorientierten Zusagen.
Der Anteil der leistungsorientierten Zusagen, bei denen der Arbeitgeber die Pensionshöhe vorab festlegt und sich zu entsprechenden Einzahlungen verpflichtet, sind seit Jahren stark rückläufig. Nur 2 % der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten haben eine derartige Zusage.
Das Veranlagungsergebnis der Pensionskassen lag zum ersten Halbjahr bei +3,28 %. In den vergangenen zehn Jahren hat dieses zwischen +11,6 % im Jahr 2019 und +9,7 % im Jahr 2022 betragen.
Veranlagung hauptsächlich im Ausland
Österreichische Pensionskassen haben 96 % ihres Vermögens in Fonds investiert, im Europäischen Wirtschaftsraum sind dies bei der betrieblichen Altersvorsorge durchschnittlich nur 46 %. Die Asset Allokation hat sich durch den Zinsanstieg nur wenig verändert, so die FMA.
Trotz der Wertverluste bei Anleihen im Vorjahr ist die durchschnittliche Anleihen-Allokation weitgehend unverändert geblieben. Es ist möglich, dass Pensionskassen hier als Finanzmarkt-Stabilisierer agieren, indem sie nach Kursverlusten Anleihen kaufen.
Weniger als 2 % ihres Vermögens investieren die heimischen Pensionskassen (durchgerechnet) in österreichische Aktien, weniger als 4 % in heimische Unternehmensanleihen und weniger als 5 % in österreichische Staatsanleihen.
Bei Aktien haben US-Papiere mit rund 37 % den größten Anteil, bei Staatsanleihen europäische Emittenten mit 50 % und bei Unternehmensanleihen mit 23 % US-Firmen.
Klimawandel als Risiko
Die österreichischen Pensionskassen werden aus veranlagungstechnischer Sicht nicht vom zunehmend fortschreitenden Klimawandel unberührt bleiben, so die FMA. 28 % ihres Portfolios bestehen „noch immer“ aus klimarelevanten Vermögenswerten.
Dieser Anteil schwankt bei den einzelnen Pensionskassen zwischen 15,9 und 41,8 %. Insgesamt haben der Sektor „Energieintensiv“ mit 12,4 % und der Sektor Immobilien mit 9,6 % den größten Anteil.
In einem Klimastresstest der FMA ist ein plötzlicher starker Anstieg der CO2-Preise angenommen worden: Für das Gesamtportfolio der Pensionskassen würde sich daraus eine Wertminderung von rund 7,5 % ergeben. Pensionskassen werden also noch vor großen Herausforderungen stehen.
Sicherstellung der Stabilität
Zur Sicherstellung der Stabilität des Pensionskassensektors werden von der FMA verschiedene Maßnahmen gesetzt.
Dazu zählen die Forcierung eines wirksamen Risikomanagements seitens der Pensionskassen, die eingehende Analyse der Daten aus der Berichterstattung, regelmäßige Stresstests und Vor-Ort-Prüfungen.
Zusammen mit dem laufenden Dialog mit den Stakeholdern soll dies dazu beitragen, frühzeitig potenzielle Risiken zu erkennen sowie die Funktionsfähigkeit, Stabilität und Solidität der Pensionskassen zu gewährleisten.