07 Feb 2021

So belastet ist gerade unsere Psyche

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(kunid) Bereits seit Beginn der Pandemie beobachtet die Donau-Universität Krems eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit der Österreicher, die sich nun fortgesetzt hat. Und das Wiener AKH registriert auch bei Kindern eine alarmierende Zunahme von Essstörungen und Depressionen.

Die Pandemie macht es Jenen, die sonst auch psychisch belastet sind, nochmals doppelt so schwer: Menschen, die für psychische Probleme anfällig sind, haben gerade eine besonders herausfordernde Zeit.

Eine aktuelle, repräsentative Studie des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems befasst sich in einer Studie mit der psychischen Verfassung der österreichischen Bevölkerung während des Corona-bedingten Lockdowns.

Die Ergebnisse sind zum Teil alarmierend.

Jeder Vierte ist depressiv

26 % der Befragten leiden aktuell unter depressiven Symptomen. Am stärksten betroffen sind hier junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren. Nachdem diese schon in bisherigen Untersuchungen stets am stärksten belastet gewesen sind, kam es nun zu einem sprunghaften Anstieg von 30 auf 50 %.

Vor Beginn der Pandemie litten noch weniger als 5 % der jungen Erwachsenen unter Depressionen, wie der „Österreichischen Gesundheitsbefragung“ des Sozialministeriums 2019 zu entnehmen ist.

Auch Frauen, Arbeitslose und Alleinstehende sind von Depressionen besonders stark betroffen, so die Studie. Weniger belastet sind Menschen, die in einer Beziehung leben, ein gutes soziales Umfeld haben und regelmäßig Sport betreiben.

Am besten durch die Krise gekommen sind bisher aber die Gruppe der über 65-Jährigen: Gegenüber dem ersten Lockdown hat sich die Zahl jener, die an Depressionen leiden, allerdings von fünf auf 11,8 % mehr als verdoppelt.

Weitere Ergebnisse zeigen, dass 23 % der Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der Befragung an Angstsymptomen und 18 % an Schlafstörungen litten.

Besorgniserregende Entwicklung

Die Donau-Universität hat seit Beginn der Covid-19-Pandemie bereits mehrfach Studien zu depressiven Symptomen, Ängsten und Schlafproblemen erstellt. Schon im April, Juni und September hat sich ein Anstieg depressiver Symptome gezeigt, der sich nun fortgesetzt hat.

Für Studienautor Christoph Pieh, Universitätsprofessor und Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, ist die neuerliche deutliche Verschlechterung der psychischen Gesundheit „besorgniserregend“ und „alarmierend“.

Insbesondere jenen Gruppen, die psychisch am stärksten belastet sind, wie junge Erwachsene, Frauen und Menschen mit niedrigem Einkommen, sollte psychologische Unterstützung angeboten werden, um eine weitere Verschlechterung der psychischen Gesundheit zu verlangsamen, so Pieh.

Besonders deutlich ist die Veränderung bei sehr schweren depressiven Fällen; ihre Zahl hat sich seit dem letzten Jahr verzehnfacht. „Gerade in schweren Fällen ist eine professionelle Hilfe in der Regel notwendig“, so der Universitäts-Professor. Kennen Sie also jemand, dem geholfen gehört: Zögern Sie bitte nicht, und empfehlen Sie professionelle Hilfe!

Kinder leiden besonders

Schwere Störungen bei Kindern registriert derzeit auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Gegenüber dem ORF sagte deren Leiter Paul Plener, dass nicht nur die Zahl der Patienten zunimmt, sondern Zustandsbilder auch akuter und schwerer ausgeprägt sind.

Viele Jugendliche leiden aktuell unter Essstörungen, depressiven Episoden, Erschöpfung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Stimmungsverschlechterung.

Selbst Kinder zwischen acht und zwölf Jahren haben deutlich depressive Symptomatiken, die bisher in dieser Stärke noch nicht beobachtet worden sind, so Plener. Gründe dafür sind u.a. Schulschließungen, sozialer Rückzug und der Verlust von positiven Erlebnissen im Alltag.

Hilfreich wäre neben der Öffnung von Schulen insbesondere die Einhaltung regelmäßiger Tagesstrukturen, mindestens einmal am Tag hinaus zu gehen und die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte.

Diese Maßnahmen gelten im Grunde gerade für uns alle. Passen Sie also auf sich und Ihre Lieben auf!

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