Unternehmensinsolvenzen auf Rekordkurs
(kunid) Besonders stark fiel der Anstieg mit mehr als 70 % im Kredit- und Versicherungswesen aus, der Sektor liegt nun bei der Insolvenzquote an zweiter Stelle, noch vor dem Bauwesen.
Die Creditreform Wirtschaftsauskunftei Kubicki KG, österreichische Geschäftsstelle der Gläubigerschutzorganisation Creditreform, hat die Insolvenzzahlen für das erste Halbjahr 2025 in Österreich analysiert.
Seit dem Ende der Corona-Pandemie sei eine Insolvenzwelle über Österreich hereingebrochen, die weiter andauere. Die Zahl der Firmeninsolvenzen sei in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 8,9 % auf 3.662 Verfahren angestiegen.
Eröffnet wurden 2.170 Verfahren, davon waren 1.877 Konkursverfahren, 25 Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung und 268 Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Mangels Vermögen abgewiesen wurden 1.492 Insolvenzen, das bedeutet einen überproportionalen Anstieg um 18,0 %.
Leicht rückläufig entwickelte sich die Zahl der Privatinsolvenzen: Sie ging um 0,6 % auf 4.975 zurück; je 10.000 Erwachsene waren damit durchschnittlich im ersten Halbjahr 7,6 Personen zahlungsunfähig. Deutlich höher war die Quote in Wien (13,5), am niedrigsten im Burgenland (2,7).
Kredit- und Versicherungswesen stark betroffen
Creditreform weist in ihrer Statistik sieben Sektoren gesondert aus. In absoluten Zahlen die meisten Insolvenzen verzeichnete der Handel, knapp dahinter rangieren unternehmensbezogene Dienstleistungen. Auf Platz drei findet sich mit einer rückläufigen Entwicklung das Bauwesen.
Bis auf die Sektoren Sachgütererzeugung und Bauwesen kam es in allen Branchen zu einem Anstieg gegenüber dem ersten Halbjahr 2024. Besonders stark fiel dieser im Kredit- und Versicherungswesen mit +70,4 % aus.
Nachdem die Insolvenzquote (Anzahl der Firmeninsolvenzen je 1.000 Unternehmen) in den vergangenen Jahren meist in der Baubranche am höchsten war, liegen heuer die Verkehr- und Nachrichtenübermittlung und das Kredit- und Versicherungswesen auf den ersten beiden Rängen.
Große regionale Unterschiede
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im ersten Halbjahr mit 1.395 in Wien, gefolgt von Niederösterreich (580) und Oberösterreich (411). Die wenigsten Firmenpleiten verzeichneten Vorarlberg (75) und das Burgenland (125).
Betrachtet man die Insolvenzquote (Insolvenzen je 1.000 Unternehmen), so ist diese in Wien mit 16,9 am höchsten, an zweiter Stelle liegt das Burgenland (10,5). Den niedrigsten relativen Anteil an Unternehmensinsolvenzen weisen Vorarlberg (4,6 je 1.000) und Tirol (6,8) auf.
Auffällig sind die Veränderungen gegenüber dem ersten Vorjahreshalbjahr. Den deutlichsten Anstieg gab es in Tirol (+29,4 %) und Salzburg (+24,2 %). Rückläufig entwickelten sich die Insolvenzen in Vorarlberg (-20,2 %), dem Burgenland (-15,0 %) und Niederösterreich (-4,4 %).
Neue Rekorde befürchtet
Nachdem die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bereits 2024 deutlich angestiegen war, sei im heurigen Jahr weiterhin kein Ende in Sicht. Der Gläubigerschutzverband erwartet rund 7.500 Insolvenzen, nach 6.693 im Vorjahr.
Es scheine, dass Österreich auf ein Insolvenzrekordjahr zusteuere, so Creditreform-Geschäftsführer Gerhard M. Weinhofer. Noch nie in der Geschichte der Zweiten Republik habe es so viele Insolvenzen gegeben, immer weniger Unternehmen würden die Herausforderungen meistern.